Samstag, 5. Januar 2013

"Leute, kauft Kämme,

... es kommen lausige Zeiten."
Eine der Lieblingssentenzen meiner lieben Frau Mutter.
Dieser Artikel aus der "Welt" ließ mich da kurz dran denken.
Den folgenden Text hatte ich mal in satirischer Laune gedichtet. Aber manchmal vergeht einer schon das Kichern. PC ist echt ne Seuche. Und dass Herr Preußler seine Meinung geändert habe, wie im Zeitungsartikel erwähnt, sehe ich ja nicht so. Für mich klingt das eher, als sei da ein alter Mann mürbe gequatscht worden.  (via bruder)


"Beispielhafte Integration"

Oer-Erkenschwick    Sozialpädagogin bezeichnet "Hotzenplotz"-Romane als vorbildhaft
Die Diplom-Sozialpädagogin, Heilpädagogin und Drama-Therapeutin Erdmute Schöller-Schnepfenhain, die in ihrer Freizeit ehrenamtlich Kurse für Frauen anbietet unter dem Thema "Trommeln für den Dialog", referierte in der Isodora-Duncan-Mehrzweckhalle in Oer-Erkenschwick zum Thema "Integration - Eine Träne für die Menschlichkeit" auch über uns allen geläufige Kinderbücher. Dabei attestierte sie der Kinderbuchreihe "Hotzenplotz" des Autors Otfried Preußler hohe Sensibilität im Umgang mit dem Thema Integration Randständiger.
"Die Art, in der aus dem Feind Hotzenplotz der Freund Hotzenplotz wird, ist zwingend", so Schöller-Schnepfenhain. "Der anfangs nicht sesshafte und illiterate Mitbürger Hotzenplotz, der sich mit kleinkriminellen Delikten über Wasser hält - wobei der Autor bewusst die Möglichkeit andeutet, dass Hotzenplotz' sämtliche Handlungen auch ein stummer Schrei nach Liebe sein könnten - wird im Laufe der Handlung in die Gesellschaft integriert. Die beiden Freunde Kasperl und Seppel, die sich rührend um "die" Großmutter kümmern (wessen Großmutter, meine, Deine, unser aller?), die - im Anfangsstadium der Demenz - offensichtlich sämtliche soziale Kontakte verloren hat, bemühen sich parallel um den Hotzenplotz, nehmen die Herausforderung seiner konfrontativen Art an, holen ihn da ab, wo er steht, ohne ihm bürgerlich-patriachale Konventionen aufzwingen zu wollen. Entstehende Konflikte zwischen der Großmutter und Hotzenplotz, zwischen Alt und Neu, zwischen Wehrlosigkeit und Gewalt, erdmutterhaftem (Selbst)Vergessensein und viriler Präsenz werden von den beiden Protagonisten vorbildlich deeskaliert.
Das staatlich-autoritäre System, verkörpert in der Figur des hilflos-willkürlich agierenden Oberwachtmeisters Dimpfelmoser, versagt hier völlig; einzig die auratische, dem Esoterischen nahestehende Witwe Schlotterbeck, deren Kranksein am Normalen sich in ihrem Konsum an Zigarren und Likör äußert, ist trotz ihres fortgesetzten Substanzmissbrauchs in der Lage, den beiden allein gelassenen jungen Menschen zu helfen.
Auch die missbrauchte, gequälte Tierwelt findet Anwalt und Stimme im Krokodilshund Wasti, den Kasperl und Seppel befreien, indem sie ihm seine natürliche Würde wiederschenken. Eine fast prophetische Kritik an der Gen-Technologie, die man in solch erschütternder Radikalität wohl selten erleben durfte.
Ich kann nur sagen, Bravo und Danke! Mehr solche Courage! Mehr solcher Bücher für unsere Jugend!"
Mit diesem flammenden Appell endete ein fesselnder Vortragsabend, der so manche(n) ZuhörerIn noch lange beschäftigen dürfte.

4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Bitte mehr von Frau Dr. Schöller-Schnepfenhain! Tolle Frau, das!

Charlotte hat gesagt…

Gerne würde ich mehr veröffentlichen, doch ach. Im Augenblick gilt Schöller-Schnepfenhain als verschollen! Sie ging mit ihrer engen Freundin, der Matriachats-Forscherin Freya von Donnersmuth ("Ich bin ein märkisches Gewächs, mein Geist ist frei!") an den Amazonas, um indigene Völker ("Diese herrlichen Wilden!", so von Donnersmuth) zu erforschen. Ihre Spuren haben sich dort verloren, aber ich bin sicher,die beiden werden wieder auftauchen, und dann auch einiges zu berichten haben!

Anonym hat gesagt…

...und soeben haben Sie mich als treue Leserin hinzugewonnen.

Nachdem ich die Lachtränen von der Tastatur gewischt habe, selbstverständlich.

Vielen Dank!

Charlotte hat gesagt…

Ich danke!
Liebe Grüße!